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Begegnungen mit Fremden und eine neue Sicht auf die Heimat

16. Juni 2019

Connexio, das Hilfswerk der Evangelisch-methodistischen Kirche (EMK) in der Schweiz, lud am Samstagabend nach dem Ende der Verhandlungen an der Jährlichen Konferenz (Synode) der Methodist/innen zu einem Begegnungsabend. Die Teilnehmenden erlebten eine Autorenlesung sowie Impulse von und Gespräche mit internationalen Gästen.

Zuerst wirkte es wie ein Gartenfest, bei dem sich alte Bekannte oder Verwandte wieder trafen: Auf der Wiese hinter der EMK-Kapelle von Baden gab es am späten Samstagnachmittag zwischen Festbänken und Spielgeräten für Kinder herzliche Umarmungen und erfreute Rufe: «Du auch hier?». Dann ging es jedoch mit schweizerischer Pünktlichkeit um 18.00 Uhr in der Kapelle weiter. Daniel Hänni, der Co-Präsident von Connexio, führte zu Beginn in das Jahresthema ein: «Die Welt schön handeln». Sein ganz persönliches Statement: «Vielleicht erreicht man mit Schönheit mehr als mit Effizienz.» Das war eine gute Einleitung für den genussvollen weiteren Connexio-Begegnungsabend.

Erfahrungen eines Flüchtlings

Der Schriftsteller Usama Al Shahmani, der wegen eines kritischen Theaterstücks 2002 aus dem Irak flüchten musste und zunächst in der Schweiz kein Bleiberecht gefunden hatte, gestaltete den ersten inhaltlichen Teil. Er las aus seinem Roman: «In der Fremde sprechen die Bäume arabisch». In schöner und genauer Sprache führte er das Tagungsthema der Methodist/innen «In der Fremde zuhause» weiter. Dabei beeindruckte die humorvolle Aussensicht auf die Schweizer Kultur, in der die Menschen merkwürdigen Tätigkeiten nachgehen, wie etwa dem «Wandern» – im Arabischen sind weder das Wort noch die Sache bekannt. Gleichzeitig kam den Anwesenden die Härte der Kriegserfahrungen nahe, die Al Schamani mitgebracht hat – die stummen Gebete seiner Grossmutter, der Geruch von Angst, der Geschmack von Blut im eigenen Gesicht und nicht zuletzt die Unsicherheit aufgrund fehlender Informationen. Al Shamani sagte im Gespräch mit Pfarrer Jörg Niederer: «Für mich lebt meine Heimat in mir. Ich bin vor ihr geflohen, aber sie nicht von mir.» Gefragt nach der Zukunft des Irak, antwortete Al Shamani: «Ich bin ein Mensch, der von Hoffnung gemacht wurde.» Im Anschluss an die Autorenlesung gab es die Möglichkeit, mit dem sympathischen jungen Mann ins Gespräch zu kommen und sein Buch signieren zu lassen.

Syrisch essen

Nach einer musikalischen Einlage der EMK-Band aus Grenchen wurde ein fantastisches syrisches Abendessen serviert, das von Leuten aus der Badener EMK-Gemeinde zubereitet worden war. Es war keineswegs nur das heftige Gewitter, das sich über Baden entlud, das den grössten Teil der etwa 100 Teilnehmenden zum Bleiben veranlasste.
Der Abend setzte sich fort mit Workshops zur Arbeit der Methodist/innen in Tunesien (mit Freddy Nzambe) und Nordmazedonien (mit Daniela Stoikova) sowie einigen anderen Angeboten. Wer nicht mehr aufnahmefähig war, konnte auch einfach weiter mit interessanten Personen aus verschiedenen Kulturen in deutscher, französischer oder noch anderer Sprache plaudern.

Stefan Weller
Beitragsbild: Kristin Buchbinder, Connexio

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